Vor 60 Jahren wurde der Luftsportclub Rheingau gegründet

Im Verein in die Luft gehen

Fliegen erfordert auch beim Luftsportclub Rheingau Teamgeist.

Rheingau Echo. (mg) – Der Luftsportclub Rheingau e.V. wurde 1952 gegründet und nutzt seit 1958 das Fluggelände "Eibinger Forstwiesen", oberhalb von Aulhausen gelegen.

Der Verein besitzt drei Segelflugzeuge, einen Doppelsitzer und zwei Einsitzer sowie einen Motorsegler, eine dafür vorgesehene Flugzeughalle und ein Clubheim.

Zurzeit hat der Verein etwa 30 aktive Mitglieder, davon zwölf Jugendliche.

Verglichen mit anderen Vereinen, ist der Luftsportclub Rheingau e.V. ein eher kleiner Verein. Dies hat jedoch den Vorteil, dass ein sehr familiäres Verhältnis zwischen den Mitgliedern besteht. Denn nur als Team ist es möglich einen Flugbetrieb in Gang zu halten.

Um ein Segelflugzeug in die Luft zu bekommen, sind mindestens vier Personen notwendig: Ein Pilot, ein Windenfahrer, ein Flugleiter und ein Starthelfer. Einfacher geht es natürlich, wenn diese Arbeit unter noch mehr Personen aufgeteilt wird. Folglich gilt, wer fliegen will, muss helfen.

An Wochenenden und Feiertagen trifft man sich schon morgens, um gemeinsam die Flugzeuge auszuräumen. Gegen Abend werden diese dann auch wieder gemeinschaftlich eingeräumt.

Diese erforderliche Teamfähigkeit hilft besonders Jugendlichen in ihrer persönlichen Entwicklung. Sie lernen im Team zu arbeiten und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Außerdem bietet das Segelfliegen eine spannende Alternative zu PC und Internet. Durch den ausgiebigen Aufenthalt in der Natur und deren Nutzung beim Fliegen, lernt man diese besonders zu schätzen. Nicht zuletzt deshalb beteiligt sich der Verein an den jährlichen Umweltaktionen "Sauberhafter Frühling".

Die Vereinsjugend nimmt jährlich an Jugendvergleichsfliegen teil, wo sie schon einige erfolgreiche Teilnahmen verbuchen konnte.

Neben dem Wettbewerb geht es vor allem darum einen "fremden" Flugplatz zu fliegen sowie Kontakte und Freundschaften mit Jugendgruppen anderer Vereine zu schließen.

Segelfliegen ist eine auch für Jugendliche erschwingliche Sportart. Ermöglicht wird dies auch durch sogenannte "Baustunden". Dies sind Arbeitsstunden, von denen pro Saison 40 Stück abgeleistet werden müssen. Unter diese Arbeitsstunden fällt z. B. die Wartung der Flugzeuge und Projekte, wie beispielsweise die Verlängerung der Startstrecke.

Durch aktiven Einsatz entfallen so zusätzliche Gebühren, die neben dem Jahresbeitrag und den Flügen entrichtet werden müssen.

Um mit seiner Ausbildung noch schneller voran zu kommen, organisiert der Verein in den ersten beiden Wochen der Sommerferien ein Fliegerlager. Dieses Angebot wird nicht nur von Flugschülern genutzt, sondern auch von Scheininhabern, um das Fliegen und die Gemeinschaft zu genießen.

Für Interessierte bietet das Fliegerlager eine ideale Gelegenheit, in Schnupperkursen den Sport und das Vereinsleben kennen zu lernen.

Außerdem richtet der Verein dieses Jahr ein Projekt "Segelfliegen" im Rahmen der Projektwoche der St. Ursula Schule in Geisenheim an.

Jedes Jahr, am dritten Augustwochenende veranstaltet der Verein das "Sommerfest der Segelflieger", welches sich immer wieder großer Beliebtheit erfreut.

Lautlos durch die Luft

Ein Segelflugzeug besitzt zwar keinen Motor, unterscheidet sich aber von seiner Steuerung her kaum von einem Motorflugzeug. Genau genommen ist jedes Flächenflugzeug in der Lage zu "gleiten".

Ein Segelflugzeug wird eigens dafür konstruiert, gut zu gleiten und Aufwindfelder ideal auszunutzen. Ein modernes Segelflugzeug besitzt etwa ein Gleitverhältnis von 1:30 (mit 1 km Höhe kommt das Flugzeug 30 km weit), Hochleistungsflugzeuge haben sogar Gleitzahlen von 1:60.

Um ein Segelflugzeug in die Luft zu bekommen muss es mit einem Seil "geschleppt" werden. Dies wird meistens mit einem Motorflugzeug oder einer motorgetriebenen Seilwinde gemacht.

Beim Luftsportclub Rheingau starten die Flugzeuge mit der Seilwinde. Dabei werden, abhängig von der Wetterlage, "Ausklinkhöhen" von ca. 300 bis 500 Meter gewonnen, bei einem Schleppstart mit Motorflugzeug ist die Höhe beliebig wählbar.

Damit ein Segelflugzeug lange in der Luft bleibt, nutzt der Pilot die sogenannte "Thermik" aus. Diese entsteht durch die Erwärmung der Luft. Werden einige Luftmassen wärmer als die Umgebungsluft steigen diese auf. Der Pilot macht sich dies zu Nutze, indem er in diesen Aufwindfeldern kreist.

Beobachtet man z. B. große Vögel wie Bussarde, sieht man, dass diese auf gleiche Weise an Höhe gewinnen. Um die Thermik ausfindig zu machen und effizient darin zu kreisen ist viel Übung notwendig.

Eine Flugsaison verläuft von April bis Oktober, da zu dieser Zeit Thermik und Flugplatz nutzbar sind. Segelfliegen ist ein wetterabhängiger Sport, deshalb sind Thermikflüge nicht jeden Tag möglich bzw. es kann nicht jeden Tag geflogen werden.

Segelflug ist eine traditionsreiche Wettbewerbssportart. In den Wettbewerben geht es meistens darum, eine vorgegebene Strecke so schnell wie möglich abzufliegen. Der Wettbewerbsflug eignet sich besonders als Motivation nach dem Scheinerhalt.

Ausbildung

Ziel der Ausbildung ist das Erlangen des "Luftfahrerscheins für Privatluftfahrzeugführer". Die Ausbildung, die mit 14 Jahren schon begonnen werden kann, gliedert sich in einen theoretischen und praktischen Teil, welche parallel ablaufen.

Im theoretischen Teil eignet sich der Flugschüler Wissen aus den Fächern Luftrecht, Navigation, Meteorologie, Aerodynamik, Technik, Verhalten in besonderen Fällen und menschliches Leistungsvermögen an.

Dieses Wissen muss er später bei der theoretischen Prüfung bei der Luftfahrtbehörde des Landes Hessen, unter Beweis stellen.

Zu Beginn der praktischen Ausbildung wird mit einem Fluglehrer auf einem Doppelsitzer geschult.

Der Fluglehrer hat hier, ähnlich wie in einem Fahrschulauto, die gleichen Steuerungsmöglichkeiten wie der Flugschüler. Der Flugschüler lernt auf seinen Ausbildungsflügen das Starten, Geradesausfliegen, den Kurvenflug, Thermikfliegen und das Landen sowie das Verhalten in möglichen Gefahrensituationen.

Darf der Flugschüler zu Beginn bei der Steuerung des Flugzeuges "mitfühlen", wird er von Zeit zu Zeit immer mehr das Steuer in die Hand nehmen. Dabei soll der Flugschüler lernen seine Entscheidungen selbständig und verantwortungsvoll zu treffen. Der Fluglehrer wird später nur noch im Notfall eingreifen.

Hat der Flugschüler nach Meinung der Fluglehrer die "Alleinflugreife" erreicht (dies dauert meistens ca. ein Jahr), darf er von nun an, unter Aufsicht eines Fluglehrers am Boden, seine Flüge alleine durchführen. Der Fluglehrer kann den Schüler notfalls über Funk unterstützen.

Die ersten drei Alleinflüge, auch A-Prüfung genannt, sind ein besonderes Erlebnis für den Flugschüler. In der weiteren Ausbildung darf der Flugschüler Alleinflüge in sichtbarer Nähe des Platzes durchführen. Umstiege auf einsitzige Flugzeuge folgen.

Ein Highlight ist der 50 Kilometer Streckenflug, den der Flugschüler selbständig planen und durchführen muss. Hier verlässt der Flugschüler das erste Mal die gewohnte Umgebung des Heimatflugplatzes und muss sich nun selbständig von Aufwind zu Aufwind fliegen. Die Fähigkeiten, die er während der Ausbildung erlangt hat, werden ihm dabei ständig abverlangt.

Für den Flugschein muss der Schüler noch die praktische Prüfung bestehen. Dafür fliegt er mindestens drei Starts und Landungen mit einem vom RP Darmstadt zugeteilten Prüfer. Insgesamt sind für die Ausbildung zwei bis drei Jahre einzuplanen.