Segelfliegen - Normales Schulfach?
In Zusammenarbeit mit dem im Luftsport-Club Rheingau e.V. hat die St.Ursula-Schule im Rahmen ihrer Projektwoche einen Kurs Segelfliegen angeboten. 21 Schüler der Klassen 8 bis 12 haben an dem Flugkurs teilgenommen. Das Projekt wurde vom Jugendwart Michael Wilhelm organisiert, Fluglehrer Toni Kreutz und viele weitere Mitglieder des Segelflugvereins haben bei der Ausbildung, der Flugleitung und an der Winde geholfen.
Der Kurs bestand aus theoretischer und praktischer Ausbildung. Zunächst wurde am Segelflugzeug erklärt, wie Ruder und Instrumente funktionieren und wie der Pilot damit das Flugzeug steuern kann.
Dann haben wir das Flugzeug aufgerüstet und gecheckt, das heißt überprüft, ob alle beweglichen Teile richtig funktionieren. Zur Ausbildung vor dem Flug gehörten weiterhin Informationen zum Verhalten auf dem Flugplatz, Start mit der Seilwinde, Landeanflug, Thermik und allgemeine Flugphysik.
Und dann konnte es losgehen. Den Fallschirm anlegen und im zweisitzigen Segelflugzeug ASK 21 zusammen mit dem Fluglehrer Platz nehmen. Gurte anlegen, ein Helfer hängt das Windenseil ein. Der Luftraum ist frei und der Tower gibt die Startfreigabe. Die Seilwinde zieht uns in 3 Sekunden von 0 auf 80 km/h. Wir heben ab und sind im wenigen Sekunden in 300 m Höhe. Jetzt klinkt das Seil aus. Dann wird Thermik gesucht, um bis zu 30 Minuten fliegen zu können. Da dies nicht immer gelingt, dauern manche Flüge nur 5 Minuten. Es folgt die Meldung an den Tower, dass die ASK 21 zu Landung kommt. Dann der Landeanflug und eine weiche Landung.
Bericht von Laura van Haaren (17), Klasse 11
In Begleitung von Fluglehrer Toni Kreutz hat Laura den ersten Flug mit guter Thermik erwischt. Sie schildert ihre Erlebnisse.
Vor dem Start werden der Fallschirm und die Sicherheitsgurte angelegt. Das Flugzeug wird mit dem Stahlseil der Seilwinde verbunden. Und dann ziehen uns die 220 PS der Motorwinde in 300 m Höhe. Sofort nach dem Ausklinken des Seils sucht Toni nach Thermik, um an Höhe zu gewinnen. Unter einer Wolke schrauben wir uns bis in 1000 m Höhe. Von hier kann man weit in die Umgebung blicken. Das Gefühl im Segelflugzeug über der Erde zu schweben ist einmalig und der Blick auf den Rhein und die Ortschaften ist unvergesslich. Dann fragt mich Toni, ob ich schon einmal Achterbahn gefahren sei und ob ich Lust hätte, einen Looping zu fliegen. Also Gurte fest anziehen und einen ... zwei ... drei Loopings. Unbeschreiblich, super.
Der Flug hat eine gute halbe Stunde gedauert, dann sind wir wieder zum Boden zurückgekehrt. Das war ein tolles Erlebnis.
Bericht von Ulrike Schröder (16), Klasse 10a
Ulrike hat in der Projektwoche vor zwei Jahren am Projekt "Segelfliegen" teilgenommen. Sie ist anschließend Mitglied im "Luftsport-Club Rheingau e.V." geworden um Segelfliegen zu lernen.
Als vor zwei Jahren zum ersten Mal Segelfliegen als Projekt an unserer Schule angeboten wurde, meldete ich mich sofort dafür an, da ich mich schon immer fürs Fliegen interessierte. Die Woche machte mir soviel Spaß, dass ich mich entschied, mit der Segelflugausbildung anzufangen.
Vor dem Alleinflug muss man jedoch erst eine bestimmte Anzahl von Starts mit Fluglehrer in einem Doppelsitzer (ASK 21) machen, wobei der Lehrer hinten sitzt, aber dieselben Instrumente und Ruder zur Verfügung hat wie der Schüler vorne. Wie viele Starts das sind, hängt vom Platz ab, bei unserem Platz sind es in der Regel um die 100.
Während den ersten Starts sitzt man eigentlich nur drin und fühlt in den Rudern mit, was der Fluglehrer macht. Nach und nach lernt man dann, selbst das Flugzeug zu steuern und auf Sachen wie Luftraum, Geschwindigkeit, Wind, Höhe usw. zu achten. Oben in der Luft ist es nicht sehr schwer ein Flugzeug zu steuern, die größten Schwierigkeiten stellen der Start und vor allem die Landung dar. Beim Windenstart z.B. muss man immer darauf gefasst sein, dass das Windenseil reißt und man in geringer Höhe schnell Entscheidungen treffen muss. Um diese Situation zu trainieren, ist in der Ausbildung mindestens eine Seilrissübung enthalten, bei der der Fluglehrer mit Absicht das Seil ausklinkt. Auch die Landung ist nicht einfach, da man auf sehr viele Sachen achten muss und ein Gespür dafür entwickeln muss, wie weit das Flugzeug noch vom Boden ist.
Aber dann ist es irgendwann soweit, der Fluglehrer steigt aus! Nervös wie nie zuvor sitzt man dann alleine (!) im Flugzeug, und denkt, dass man doch eigentlich noch gar nichts kann. Das Schlimmste war für mich der Moment vor dem Start, als ich mir überlegt habe, was eigentlich so alles schiefgehen kann... Aber einmal in der Luft ist die Angst sofort weg, man genießt nur noch, alleine da oben zu sein! Kein Fluglehrer, der andauernd meckert, dass die 90°-Kurven gar keine 90° sind oder der sich beschwert, wenn der Faden nicht ganz grade ist. Im Prinzip ist es so wie immer, man hat ja diese Situation schon 100 mal erlebt und weiß ganz genau, was man machen muss.
Ein leicht unheimliches Gefühl bleibt allerdings immer noch, vor allem wenn man aus Versehen nach hinten guckt, und es sitzt dort niemand! Nach drei Alleinflügen bekommt man traditionell erst mal von allen Anwesenden die Sitzfläche versohlt, dann muss man einen Kasten Bier ausgeben und abends wird gefeiert! Doch mit dem Alleinfliegen ist die Ausbildung noch nicht beendet. Nach ein paar Starts auf dem Doppelsitzer steigt man auf einen Einsitzer, die Ka 8, um. Dieser Einsitzer ist im Gegensatz zu dem relativ modernen Kunststoffdoppelsitzer noch in der Gemischtbauweise (Holz, Metall und Bespannung) gebaut, die beiden Flugzeuge haben also völlig unterschiedliche Flugeigenschaften. Vor meinem ersten Start mit der Ka 8 war ich noch nervöser als vor dem ersten Alleinflug. Im Schnelldurchlauf erklärten mir 5 Leute gleichzeitig auf was ich achten sollte, und ehe ich mich versah, war die Haube zu und das Seil wurde angezogen. Es war ein völlig ungewohntes Gefühl, da die Ruder viel empfindlicher sind als im Doppelsitzer, aber wenn man sich einmal dran gewöhnt hat, ist es viel angenehmer.
Um endlich den Segelflugschein zu erhalten, mit dem ich dann berechtigt bin, andere Leute im Doppelsitzer mitzunehmen, und unabhängig von einem Fluglehrer zu fliegen, muss ich noch eine theoretische und praktische Prüfung bestehen, einen Erste-Hilfe-Kurs und das Funksprechzeugnis machen sowie eine gewisse Anzahl von Starts und Stunden nachweisen. Solange darf ich nur in Anwesenheit eines Fluglehrers und in Platznähe fliegen, so dass der Fluglehrer mich immer sehen kann.